Hinweis:
Schalterbeschriftungen und die Einstellmöglichkeiten beziehen sich auf die Möglichkeiten meines Hameg HM412 Oszilloskops bzw. des RIGOL DS1074Z. Bei anderen Herstellern kann die Beschriftung evtl. abweichen. Auch das Einstellen bestimmter Betriebsmodi und ähnlichem kann bei anderen Herstellern abweichen. Deshalb sollte man sich vor der Benutzung mit der Betriebsanleitung seines eigenen Oszilloskops auf jeden Fall vertraut machen, da die Handbücher auch viele nützliche Informationen und Sicherheitshinweise bieten.
In der Skizze oben sind die wichtigsten Bestandteile eines 1-Kanal Oszilloskops vereinfacht dargestellt. Das rechteckige Symbol mit dem Kreis in der Mitte ist die Bildröhre. In ihr befinden sich außer den zwei Ablenkplattenpaaren auch noch eine Kathode zum emittieren von Elektronen, Anoden zum Beschleunigen der Selbigen und mehrere Gitter zur Fokussierung und Steuerung der Intensität.
Die Kathode wird beheizt um ein Loslösen der Elektronen zu ermöglichen. Die dadurch freigesetzten Elektronen würden von selbst in verschiedene Richtungen auseinander laufen, weshalb direkt nach der Kathode sich Gitter 1 (Wehneltzylinder) befindet, das die Elektronen zu einem Strahl bündelt. Dieses Gitter dient auch der Steuerung der Strahlhelligkeit. Die anderen Gitter dienen hauptsächlich der Fokussierung. Durch die beiden Anodenzylinder werden die Elektronen noch mal beschleunigt, bevor sie die Ablenkplatten durchlaufen. Zwischen diesen wird der Elektronenstrahl durch ein elektrostatisches Feld in x bzw. y-Richtung abgelenkt, bevor er auf den Leuchtschirm trifft. Dieser ist mit Stoffen beschichtet, die bei Auftreffen der Elektronen Licht emittieren.
Der Aufbau eines DSO unterscheidet sich grundlegend von dem eines analogen Oszilloskops. Der erste Teil besteht zwar auch aus den Eingangsverstärkern mit Spannungsteilern und Tiefpassfiltern, danach gibt es allerdings keine Gemeinsamkeiten mehr im Aufbau. Auf den Eingangsverstärker folgt eine Sample-and-Hold-Schaltung (Abtast-Halte-Glied). Deren Aufgabe ist es, eine Momentaufnahme des Signals kurzzeitig zuspeichern, bis deren Wert durch den Analog-Digital-Wandler erfasst wurde.
Darauf folgt ein Multiplexer, der die Eingangskanäle mit den AD-Wandler verbindet. Dies ist notwendig, da häufig mehrere AD-Wandler einen Kanal abtasten. Ziel solch einer Anordnung ist es, durch Sychronisierung mehrere langsamerer AD-Wandler eine höhrere Abtastrate zu erzielen. Die digitalisierten AD-Wandler-Werte werden dann von einer CPU weiter verarbeitet und auf dem Display dargestellt. Zwei wichtige und oft verwechselte Größen bei einem DSO sind die Bandbreite und die Abtastrate. Die analoge Bandbreite gibt obere Grenzfrequenz des analogen Eingangsteils an. Die Abtastrate gibt dagegen an, wie oft pro Sekunde das Oszilloskop eine "Momentaufnahme" des Signal macht. Der angegeben Wert bezieht sich dabei meist auf den Fall, dass nur ein Kanal aktiviert ist. Sind mehrere Kanäle eingeschaltet, verringert sich die Abtastrate entsprechend (z.B. zwei Kanäle anstatt einem Kanal → nur noch halbe Abtastrate). Bandbreite und Abtastrate hängen über das Nyquist-Shannon-Abtasttheorem zusammen. In einem abzutastetem, periodischen Signal dürfen nur Frequenzanteile vorhanden sein, die kleiner als die halbe Abtastrate sind. Ansonsten kommt es zu Fehldarstellungen. D.h. ich brauche mindestens zwei Stückstellen bei einem Sinussignal um dessen charakteristischen Größen Frequenz und Amplitude eindeutig zu bestimmen. Dies funktioniert aber nur, wenn sicher einen Sinusverlauf voraussetzten kann. Deshalb geht man normalerweise als Faustformel von einer notwendigen Abtastrate aus, die zehnmal höher ist als die analoge Bandbreite, um auf dem Display den Kurvenverlauf akzektabel darstellen zu können.
Die Zeitbasis ist an die x-Platte der Kathodenstrahlröhre angeschlossen. Die Zeitbasis ist im Wesentlichen ein Sägezahngenerator mit variabler Frequenz. Durch den Sägezahn wird der Leuchtpunkt auf der x-Achse langsam von links nach rechts verschoben (linear ansteigende Flanke) und beim Erreichen des rechten Rands schlagartig wieder auf seinem linken Ausgangspunkt zurückgesetzt (fallende Flanke). Um ein stehendes Bild zu erreichen, reicht ein einfacher Sägezahngenerator allein allerdings nicht aus, deshalb benötigt man noch eine Triggerung. Die Triggerung sorgt dafür, dass der Sägezahn bei periodischen Signalen immer zum selben Zeitpunkt los läuft (zum Beispiel beim Nulldurchgang, wenn das Messsignal ein Sinus ist). Mit einem Levelregler wird die Triggerschwelle (die Spannung/Zeitpunkt bei der der Strahl los laufen soll) eingestellt. Bei Mehrkanaloszilloskopen gibt es noch einen Schalter, mit dem gewählt wird auf welches Signale getriggert werden soll. An einem Schalter (+/-) lässt sich einstellen ob bei steigender oder fallender Flanke getriggert werden soll. Mit der "Line"-Taste wird nicht das Messsignal, sondern die Netzspannung als Triggerquelle genutzt. über die "TRIGG.EXT."-Buchse lassen sich externe Triggersignale einspeisen, wobei mit dem Schalter, mit dem zwischen interner und externer Triggerung umgeschaltet werden kann auch für die externe Triggerung zwischen AC und DC-Kopplung gewählt wird.
Der Y-Verstärker dient zur Aufbereitung des Messsignals. An einem Drehschalter lässt sich für jeden Kanal die Bildschirmunterteilung/Messskala einstellen, d.h. wie viel Volt pro Zentimeter angezeigt werden. Neben den Buchsen befinden sich Schalter mit denen zwischen AC- und DC-Kopplung umgeschaltet und bei nicht Verwendung eines Signals auf Masse gezogen werden kann. Bei analogen Zweikanaloszilloskopen hat man die Möglichkeit zwischen zwei Betriebsarten zu wählen, nämlich alternate Mode und chopped Mode. Nur wenige Oszilloskope besitzen eine echte Zweistrahlbildröhre, die es möglich macht zwei Signale gleichzeitig darzustellen. Bei den meisten Oszilloskopen wird zwischen den beiden Kanälen hin und her geschaltet. Im alternierenden Betrieb (alternate Mode) werden die Signale der beiden Kanäle hintereinander dargestellt (nicht für langsame Signale geeignet), d.h. es wird nach jedem Strahldurchlauf umgeschaltet. Im chopped-Betrieb schaltet das Oszilloskop innerhalb einer Ablenkperidode der Zeitbasis schnell (bei meinem Hameg mit 1MHz) zwischen den beiden Kanälen hin und her. Mit den Positionsreglern lassen sich die Signalspannungen in y-Richtung verschieben, um sie übereinander zulegen oder um sie getrennt angezeigt zu bekommen (Bsp: Signal I auf der unteren Bildschirmhälfte, Signal II auf der oberen). Es ist zu beachten, dass die Massen der Eingangsbuchsen auf dem Metallgehäuse des Oszilloskops liegen. Dies spielt zum Beispiel eine Rolle wenn man das Signal nicht auf Masse bezieht, sondern auf ein höheres Potential. Bei manchen Oszis muss dann ein Trenntrafo verwendet werden, damit die Sicherung nicht auslöst. Bei anderen ist das Gehäuse und die Signalmasse nicht mit Erde verbunden. Dann liegt das höhere Potential auf dem Gehäuse! Dabei besteht die Gefahr eines Stromschlags, wenn das Bezugspotential zu hoch ist! Man sollte unbedingt das Handbuch des Oszis durchlesen! Für solche Messungen ist die Verwendung eines Differenztastkopfes eine sichere Lösung.
Die Aufgabe und Bedinung des y-Verstärkers unterscheided sich beim DSO kaum von einem analogen Oszilloskop. Die vertikale Auflösung der meisten DSOs beträgt 8 Bit. Einige DSOs wandeln bei niedrigen Zeitbasiseinstellungen auch mit einer höheren Auflösung (das DS1074Z z.B. mit 12 Bit bei t ≥ 5 µs/div).
Bei Verwendung eines Tastkopfes mit Teilung (Bsp: 1:10),
muss die Eingangskapazität (Cin im Schaltbild) des y-Verstärkers kompensiert werden, da diese ansonsten das Teilerverhältniss frequenzabhängig machen würde.
Dies geschieht durch einen kleinen Trimmkondensator parallel zu dem oberen Teilerwiderstand. Am Tastkopfgriff befindet sich dazu meist eine Einstellschraube oder ähnliches zum Drehen des Trimmers von aussen.
Zum Abgleich des Tastkopfes besitzen Oszilloskope einen Ausgang mit einem Rechtecksignal. Für einen korrekten Ableich muss man den Trimmer so einstellen,
dass das Rechteck ohne überschwinger oder verundete Kanten auf dem Bildschirm angezeigt wird. In der Tabelle unten finden sich Beispiel wie das Signal aussehen sollte bzw. wie nicht.
Das gelbe Rechteck ist vom falsch eingestellten Tastkopf und das grüne Rechteck von einem korrekt kompensierten. Durch die Verwendung eines Tastkopfes wird auch die kapazitive Belastung der Quelle durch den Eingang des y-Verstärkers reduziert.
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Unterkompensiert: |
Überkompensiert: |
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Nachdem man alle Einstellungen am Oszilloskop vorgenommen hat und das Signal gut ablesbar auf dem Schirm hat, muss man nun daraus die benötigten Größen ablesen. Meist wird das die Spannung (Ueff, Uss=Upp oder Us=Up) und die Frequenz sein. Zum Ablesen der Spannung wird der Wert der y-Ablenkung mit der Anzahl der Kästchen multipliziert. Je nachdem ob man den Scheitelwert (Us) oder den Spitze-Spitze-Wert (Uss) haben will, zählt man die Kästchen vom Nulldurchgang bis zur Spitze des (Sinus)signals bzw. die Kästchen von einer Spitze zur anderen. Den Effektivwert der Spannung erhält man aus dem Scheitelwert durch multiplizieren mit einem Faktor, der von der Kurvenform abhängig ist. Für die Frequenz sucht man sich zwei Punkte, die genau eine Periode von einander entfernt liegen und zählt die Kästchen dazwischen. Multipliziert man dies Anzahl der Kästchen mit dem Wert der Zeitbasis erhält man die Periodendauer T und aus deren Kehrwert die Frequenz f. In unserem Beispiel (y-Amp: 1V/Div und Timebase: 0,2ms/div) ergibt sich damit eine Scheitelspannung von Us=2div*1(V/div)=2V und eine Periodendauer von T=4,8div*0,2(ms/div)=0,96ms und daraus folgt für die Frequenz f=1/T=1,04kHz.



Ich will hier am Beispiel eines Hochpass die Vorgehensweiße erklären, wie man Amplitude und Phase misst und wie man aus den Messwerten
das Bode-Diagramm erstellt. Das Vorgehen lässt sich auf fast sämtliche aktive und passive Vierpole übertragen.
Im Schaltbild links sieht man den Versuchsaufbau. Am Eingang des Vierpols wird ein Sinussignal eingespeist und das Ausgangssignal
mit einem Kanal des Oszis angezeigt. Was im Schaltbild fehlt, ist die Verbindung des Generatorausgangs mit dem zweiten
Kanal des Oszis. Dies ist allerdings nötig um die Phase messen zu können. Parallel zum Oszi kann auch mit einem niederfrequenzfähigen Voltmeter
die Ausgangsspannung gemessen werden (siehe Fehlerrechnung). Nun wird schrittweiße die Frequenz des Generators erhöht.
Um die Phase korrekt zu messen, ist es wichtig auf den Kanal mit dem Eingangssignal zu Triggern.


Die prinzipelle Vorgehensweise unterscheidet sich beim DSO nicht von einem analogen Oszilloskop. Allerdings gestaltet sich das Ablesen der Messwerte deutlich komfortabler.

Mit einer kleinen Wechselspannungsquelle lassen sich im xy-Modus sehr einfach Kennlinien darstellen. Dabei spielt es keine Rolle ob das Oszilloskop digital oder analog arbeitet. Einige analoge Oszilloskope haben diese Funktion als "Komponententester" bereits eingebaut. Kanal 2 muss invertiert werden, um die gewohnte Darstellung zu bekommen.




Da uns beim analogen Oszi ein einmaliges Ereignis nicht reicht, muss der Sprung periodisch wiederholt werden. Deshalb verwenden wir zum Anregen ein PWM-Signal mit ca 10Hz und einem Puls-Pausen-Verhältnis von 10:1. Zum Testen hab ich hier einen Trafo verwendet bei dem zwischen Kern und Wicklung noch genug Platz vorhanden war, um eine Litze durch zu ziehen. Diese Litze soll man Versuch als Kurzschlusswindung dienen.
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Kein Windungsschluss: |
Windungsschluss: |
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Die kurze Schwingung vor der eigentlichen Schwinung ensteht durch die Pause im PWM-Signal, da sowohl eine steigende, als auch eine fallende Flanke den Schwingkreis anregt.
Bei Verwendung eines DSO wird der PWM-Generator eine Gleichspannungsquelle (Batterie oder Labornetzzeil) ersetzt. Ansonsten bleibt der Aufbau mit dem Schwingkreis unverändert. Kanal 1 verbindet man mit dem Ende des Widerstands, das Richtung Spannungsquelle zeigt. Kanal 2 kommt an den Knoten zwischen Widerstand, Spule und Kondensator. Kanal 1 wird auf DC- und Kanal 2 auf DC- oder AC-Kopplung eingestellt. Getriggert wird auf fallende Flanke auf Kanal 1, wobei der Trigger-Modus "Single" ausgewählt wird. Mit dieser Einstellung fängt das Oszilloskop erst beim Triggerereignis an, die Messdaten zu speichern und hört auf, wenn das Speicherende erreicht wurde. Nachdem alle Einstellungen vorgenommen worden sind, trennt den Schwingkreis von der Spannungsversorgung. Dies geschieht am Besten durch abziehen des Bananensteckers vom Labornetzteil. Dabei kann es zu Prellen kommen, was auch auf dem Display des DSOs sichtbar wird.
Lissajous-Figuren auf dem Oszilloskop sind nicht nur nette Spielereien, sondern lassen auch Rückschlüsse auf die Phasenlage und die Frequenz zweier Signale im Vergleich zueinander zu. Zum Erzeugen von Lissajous-Figuren wird das Oszilloskop im xy-Modus betrieben.
Als ich mich nach möglichen Inhalten für dieses Dokument um gehört habe, wurde der Vorschlag gemacht ein Kapitel mit rein zunehmen, dass bei der Kaufentscheidung helfen soll. Ich möchte aber an dieser Stelle keine konkreten Kaufempfehlungen abgeben, sondern dem Leser helfen seine eigene Entscheidung zu treffen, in dem er sich überlegt welche Eigenschaften sein Oszilloskop für seine Zwecke haben soll. Ein wichtiger Faktor dabei, der uns beim Kauf häufig Grenzen setzt ist der Preis, weshalb sich für den Hobbyanwender meist als erstes sich die Frage stellt…